Nach dem BUKO: UN-Verhandlungen über gesellschaftliche Naturverhältnisse
COP9-Gegenmobilisierung
„Schützt die Natur!” wird es bald in vielen Medien verstärkt heißen. Die deutsche Regierung richtet vom 19. bis 30. Mai eine Konferenz aus, die sie als „UN-Naturschutzkonferenz“ verkauft. Es handelt sich um die 9. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention über Biologische Vielfalt (COP9), die ein viel weiteres Themenfeld hat. Bei der COP werden Zugangs- und Nutzungsfragen an biologischer Vielfalt und genetischen Ressourcen verhandelt, es geht um die Vielfalt in Hochsee- und Küstengewässern, um Agrotreibstoffe und Naturschutzgebiete – und nicht zuletzt um die Rechte und Möglichkeiten indigener Völker und Gemeinschaften. Die vielfältigen Versuche der Optimierung kapitalistischer Naturverwertung werden hinter dem „Naturschutz”- Slogan versteckt – und selbst der steckt voller Widersprüche. Mit dem Argument, den Verlust der biologischen Vielfalt stoppen zu wollen:
- werden Schutzgebiete für die Natur gefordert, eingerichtet und finanziert, was häufig die Vertreibung von indigenen und kleinbäuerlichen Gemeinschaften umfasst,
- wurde das EU-Programm „Business and Biodiversity“ ins Leben gerufen, in dem naturzerstörende multinationale Konzerne wie Shell oder BayerCropScience plötzlich beim Schützen der Natur helfen sollen.
Teil der Konferenz über biologische Vielfalt sind auch die 4. Verhandlungen zum Cartagena- Protokoll über die biologische Sicherheit beim grenzüberschreitenden Handel mit gentechnisch manipulierten Organismen (Biosafety-Protocol). Diese „MOP4“-Konferenz vom 12.-16.5. wird von einem „Gegengipfel“ begleitet: „Planet Diversity - Local, Diverse and GMO-Free“. Der BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie geht es um eine grundsätzliche Kritik an der Ausrichtung der Konvention über biologische Vielfalt (CBD). Hinter dem Deckmäntelchen des Naturschutzes wird die CBD dafür genutzt, die Kommerzialisierung von Natur, von genetischen Ressourcen und von dem dazugehörigen traditionellen Wissen der indigenen und lokalen Bevölkerung voranzutreiben. Wir wollen das thematisieren, was von offizieller Seite verschwiegen wird:
- die „Kollateralschäden“ der Industrialisierung: einer davon der Verlust der Biodiversität,
- die Verantwortung der industriellen Landwirtschaft für die Zerstörung biologischer Vielfalt,
- die Privatisierung und Monopolisierung biologischer und genetischer Ressourcen.
Wir lehnen eine Naturschutzpolitik ab, die biologische Vielfalt nur innerhalb kleiner, meist privatisierter Inseln – wie etwa einem Biosphärenreservat oder einer Genbank – erhält, um so das übliche zerstörerische, kapitalistische Produktions- und Verwertungsmodell beibehalten zu können. Zu diesen Themen gibt es beim BUKO verschiedene Workshops. Während der COP/MOP sind Protestaktionen geplant, dafür werden noch weitere MitstreiterInnen gesucht.
» Flyer zu den Veranstaltungen auf dem BUKO