Land in SichtWer kämpft, braucht Ziele: tagespolitische Forderungen, mittelfristige
Perspektiven, Befreiungsutopien. Welche Ziele sind das in der disparaten
Welt der prekären Wirklichkeiten? Im Zusammenhang mit den konkreten
Forderungen und perspektivischen Orientierungen prekärer Kämpfe gibt es
einige Schlagworte, die in der linken Diskussion besonders prominent
sind: garantiertes Einkommen/Existenzgeld, Mindestlohn, globale soziale
Rechte, Aneignung, Recht auf Rechte/Recht auf Legalisierung.
Manche dieser Begriffe zielen auf eine kurz- bis mittelfristige Kampfperspektive, andere geben eher strategische Orientierungen an. In der einen oder anderen Weise sind alle diese Begriffe mit dem Anspruch verbunden, gemeinsame Kampflinien unterschiedlicher prekärer Wirklichkeiten zu beschreiben, gemeinsame Bezugspunkte für unterschiedliche Kämpfe zu sein, zu einer Vereinheitlichung der Kämpfe beizutragen, Hierarchien und Spaltungen zu überwinden, allgemeingültige Antworten auf die Strategie der Verunsicherung anzubieten. In diesem Workshop geht um die konkreten Erfahrungen mit diesen Forderungen/Ansätzen. Es geht um die Frage, in welchem Verhältnis Anspruch und Wirklichkeit bei diesen Begriffen stehen: Welche konkreten Ansprüche und welche realen Erfahrungen hat es mit entsprechenden Forderungen/Kampagnen gegeben? Welche Schwachstellen haben sich gezeigt? Waren/sind dies tatsächlich die Bezugspunkte für reale Kämpfe oder eher blutleere linke Schreibtischentwürfe? Welche Perspektiven/Weiterentwicklungen sind möglich? Welche konkrete Praxis steht hinter diesen Slogans und Kampagnen? Vor diesem Hintergrund wird die Gruppe felS aus Berlin die eigenen Erfahrungen mit der so genannten Existenzgeldkampagne 1999 reflektieren. Mag Wompel vom LabourNet Germany wird die Möglichkeiten und Grenzen von Re-Regulierungsforderungen am Beispiel der Mindestlohndebatte darstellen, und Corinna Genschel von der initiative Berliner Sozialforum stellt aus feministischer Perspektive Überlegungen zum Schlagwort der globalen sozialen Rechte an. Die anschließende Diskussion soll Bezüge und Querverweise zu den Umsonst-Kampagnen, zum Recht auf Legalisierung sowie zum weiten und schillernden Feld gesellschaftlicher Aneignungsvorstellungen und -praxen genauso ermöglichen wie zu anderen Forderungen/Positionen, etwa der Forderung nach von Arbeitszeitverkürzung oder einem Leben in Würde, wie es die ZapatistInnen auch in die deutsche Debatte gebracht haben. |