Ökonomisierung und Privatisierung
Bertelsmann in neoliberaler Mission
Wenn man sich mit der Privatisierung öffentlicher Einrichtungen und öffentlicher Dienste beschäftigt, steht in der derzeitigen Diskussion die Kapitalisierung, sprich Inwertsetzung öffentlicher Räume und Institutionen im Zentrum: die Märkte werden nach innen ausgeweitet. Dies geschieht durch Ökonomisierung, also die Rationalisierung von Arbeitsabläufen, und durch die Einführung neuer, undemokratischerer Organisations- und Entscheidungsstrukturen. Dahinter steht der Wille, den Beschäftigten Mehrarbeit abzupressen und zwar durch Arbeitsverdichtung und Prekarisierung, Stellenabbau, Lohnsenkungen und die Selbst-Aktivierung überhöhter Arbeitsmotivation. Die Privatisierung hat mit dem Bus- und Bahnverkehr, der Energie- und Wasserversorgung begonnen und wird jetzt mit der Ökonomisierung von Bildung, Kliniken, Sozialsystemen und Kommunalverwaltungen fortgeführt.
Unser Fokus auf die Bertelsmann-Stiftung hat mehrere Gründe. Die Stiftung, die über einen Großteil des Vermögens des internationalen Medien- und Dienstleistungskonzerns Bertelsmann verfügt, ist in der Privatisierung und Transformation öffentlicher Bereiche in ökonomisch ausgerichtete Betriebe und Institutionen sehr aktiv und erfolgreich. Sozial, modern und fortschrittlich verkleidet, hat sie im Prozess der Ökonomisierung mit Hilfe ihrer Netzwerke, Strategien, finanziellen Möglichkeiten und Medienpräsenz eine unvergleichbare Machtstellung und präsentiert sich als Vorzeige-Modell der Akteure neoliberaler Umstrukturierungen. Globale und regionale politische Entscheidungsprozesse wie beispielsweise Hartz IV, Studiengebühren oder die internationale Militarisierung, werden von ihr elegant gesteuert. Aktuelle Widerstandsperspektiven ergeben sich deshalb nicht nur in politischen Kampagnen, sondern entwickeln sich aus Arbeits- und Lebenserfahrungen in diesen Konflikten - so unscheinbar sie auch sein mögen. Es kommt darauf an, diese Erfahrungen zusammen zu tragen, sie kollektiv zu deuten und zu verarbeiten, um Widerstand zu ermöglichen und perspektivisch zu denken und zu handeln.
Wir beginnen mit einer Einführung zu Ökonomisierung und Privatisierung. Es folgen verschiedene Workshops und Vorträge, die das aktuelle Spektrum der Ökonomisierung und die Steuerungsmodelle von Bertelsmann darstellen. Sie dienen als Grundlage für die Diskussion um Widerstandsperspektiven und Vernetzungen mit anderen Aktiven. Den Abschluss bildet ein Vernetzungsforum für alle Interessierten.
Eine Auswahl der Themen:
- Möglichkeiten von sozialem Widerstand gegen die Bertelsmannisierung
- Netzwerk der Macht: Bertelsmann
- Bertelsmann Medien als neoliberales Steuerungsinstrument
- Hochschulreformen und die Rolle des Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) der Bertelsmannstiftung
- Die Außenpolitik des Centrum für angewandte Politikforschung (CAP) der Bertelsmannstiftung
- Strategien des Centrum für Krankenhaus-Management (CKM) der Bertelsmannstiftung in der Gesundheitsreform
- PPP - Public Private Partnership am Beispiel Schule Ökonomisierung International