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BUKO wird 30

Auf dem Kongress in Leipzig begeht die “Bundeskoordination Internationalismus” (BUKO) ihren 30. Geburtstag, und blickt damit auf eine lange und wechselhafte Bewegungsgeschichte zurück. Vor 30 Jahren wurde in München die BUKO zunächst als “Bundeskongress entwicklungspolitischer Aktionsgruppen” und auf Initiative hin des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) (sic!) gegründet.

Was heute unglaublich scheint, erklärt sich in historischer Perspektive: In den 70er Jahren arbeiteten in der BRD zahlreiche Initiativen, Komitees, Arbeitsgruppen in Solidarität “mit” nationalen und regionalen Befreiungsbewegungen, gegen Diskriminierung und politischer Unterdrückung “im Süden”. Thematisch ging es um sozialistische Revolutionen und solche des “dritten Weges”, um antikoloniale Kämpfe, alternative wirtschaftliche Modelle und eine gerechtere Integration in den Weltmarkt via fair Trade und Projektarbeit, um Protest und Skandalisierung durch Öffentlichkeitsarbeit und um vieles mehr. Von der dabei erarbeiteten Kompetenz und den dabei aufgebauten Kontakten wollte auch das BMZ profitieren und bot im Gegenzug finanzielle Unterstützung und Koordination für die mehr oder weniger isoliert und individuell arbeitenden Initiativen. Das Verhältnis zwischen BMZ/Staat und BUKO war gleichwohl nie ein unumstrittenes.

Unterschiedliche Faktoren leiteten eine Entwicklung innerhalb der BUKO ein, die nicht ohne “Brüche” verlaufen ist, und die dazu führte, dass sich die Akzentverschiebung - von der Entwicklungspolitik hin zu einem neu verstandenen Internationalismus - im Jahr 2002 auch dem Namen nach vollzog. Zu diesen Aspekten zählen ebenso der Zusammenbruch des sog. sozialistischen Lagers als Ermöglichungsstruktur jener nationalen Befreiungsbewegungen, auf die sich die BUKO Gruppen bezogen hatten, aber auch Globalisierungsprozesse, die zunehmend in den Industrieländern des Nordens angekommen sind und die Bedingungen für Solidaritäts- und Internationalismusarbeit grundlegend veränderten. Während sich viele klassische Soli-Gruppen in den 90er Jahren auflösten und andere als professionalisierte Strukturen weiterarbeiten, nähern sich die Erfahrungen mit den negativen Auswirkungen der neoliberalen Globalisierung “im Norden” jenen “im Süden” kontinuierlich an und schaffen damit auch neue Ausgangspunkte für gemeinsame Kämpfe.

Diese Veränderung in konkreten Lebensbedingungen korrespondieren mit neuen Formen politischer Organisierung, die sich – zumindest in hiesigen Breiten - weniger in Gruppen und Organisationen denn in spontanen Mobilisierungen, Kampagnen und Netzwerken ausdrücken. Seit Mitte der 90er Jahre begann sich ein großer und vielstimmiger Widerstand gegen die kapitalistische Globalisierung, zunächst fast unbemerkt von der BUKO, herauszubilden. Die Proteste machten deutlich: Unter veränderten Vorzeichen und unter einem veränderten Paradigma geht weltweit der Widerstand weiter.

In der BUKO reflektieren sich diese Veränderungen sehr deutlich. Dank ihres pluralen Charakters und ihrer organisatorischen Offenheit hat sich die BUKO heute zu einem gemeinsamen Forum sozialer Bewegungen und internationaler Solidaritätsbewegungen entwickelt. Sie fungiert weniger als Dachorganisation von Mitgliedsgruppen, denn als Netzwerk für Initiativen, Gruppen und Einzelpersonen, die sich innerhalb des herrschaftskritischen Spektrums der internationalen Protestbewegung verorten und die Bundeskoordination Internationalismus bzw. den jährlichen Kongress als Möglichkeit nutzen, um über deren Ambivalenzen zu streiten.

Inhaltlich geht es vor allem um die Kritik und Reflektion von internationalen Beziehungen, Debatten und Politikansätzen, die Herrschaftskritik ausblenden. Einer Welt entwürdigender Lebensbedingungen, Rassismen, Sexismen, Armut, der Zerstörung von Lebensgrundlagen und vielen anderen Auswirkungen struktureller Gewalten soll die Suche nach emanzipatorischen Alternativen entgegengesetzt werden. Gleichzeitig hängt der Erfolg der BUKO als internationalistisches Projekt von der aktiven und kontinuierlichen Mitarbeit vieler Gruppen und Einzelpersonen ab. Die Arbeit in und als Netzwerk ist ein sehr aufwendiges Unterfangen, das von konkreten Personen getragen werden will und in dem auch immer wieder erneut Fragen nach Transparenz, Chancen und Grenzen von Mitbestimmung, nach möglichen Ein- und Ausschlüssen gestellt werden müssen. Konnte der BUKO früherer Zeiten auf Delegiertenprinzip und Mitgliedsgruppen bauen, so gilt es heute für die BUKO, diese Formen durch neue Weisen der Partizipation und Legitimation zu ersetzen – um sich weiter öffnen und neue Wege der politischen Intervention beschreiten zu können. Ein Prozess, zu dem alle aus dem weiten BUKO-Spektrum herzlichst aufgefordert werden!

 

Contact

Lokales Kongressbüro:
StudentInnenrat Leipzig, BUKO- Büro, Liebigstraße 27a, 04103 Leipzig
Tel.: 0341/97 37 875
Mail: leipzig[at]buko.info
Bürozeiten: Mo, Di, Do 11-16 h

BUKO Geschäftsstelle:
Nernstweg 32, 22765 Hamburg
Tel.: 040/39 35 00
Fax: 040/28 05 51 22
Mail: mail[at]buko.info
Homepage: www.buko.info

Organisation

Veranstalterinnen
Bundeskoordination Internationalismus und
StudentInnenrat Universität Leipzig

» MitveranstalterInnen
» finanzielle Unterstützung

 
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