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Kongress buko25 Frankfurt/ Main 09. - 12. Mai 2002 |
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Tatort Globalisierung - Wo Macht ist, ist auch Widerstand
Tatort Globalisierung: "Auch in der Welt der Wirtschaft gilt Darwins Naturgesetz 'Survival of the fittest'. Wir beraten Sie gern beim Aktienumtausch". So warb vor kurzem "Ihre Beraterbank - die Dresdner Bank" mit ganzseitigen Anzeigen um neue Kundschaft. Es geht ums Überleben. Da gibt es "feindliche Übernahmen", Firmen werden von anderen "geschluckt" und "Kredithaie" beuten ihre Schuldner aus. Der Begriff Gobalisierung meint auch die wohlstandschauvinistische Abschottung vor MigrantInnen, die durch die Globalisierung erst produziert werden. Er meint z.B. ein Zuwanderungsgesetz, das Menschen nach den Kriterien der ökonomischen Verwertbarkeit einteilt und die patriarchale Ausbeutung von Frauen in den Maquiladoras und den globalen Handel mit Frauen nicht nur in der Prostitution. Globalisierung meint auch das "Benchmarking", die Suche nach immer neuen Rationalisierungsreserven, meint die Streichung von Sozialleistungen und Sozialeinrichtungen, weil die Steuereinnahmen von Kommunen von transnational agierenden Konzernen trotz gestiegener Gewinne gen Null tendieren. Und er meint schließlich den Zugriff auf die Menschen als Rohstofflager und Ressource für die biopolitischen Träume von Wissenschaft und Industrie. Tatort Globalisierung: Der Prozess der neoliberalen Globalisierung vollzieht sich auch direkt vor unserer Haustür. Er ist bei der Säuberung der Innenstädte vom unansehlichen "Gesindel" präsent. Heute versteht sich jede Stadt als globale Wettbewerbsstadt, die potentiellen Investoren ein attraktives Umfeld zu schaffen hat. Deshalb werden diese so herausgeputzt, "dass Umweltverschmutzung zur letzten Hoffnung wird" (Heiner Müller). Tatort Globalisierung: Neoliberale Globalisierung ist ein sozialer Prozess, kein Automatismus. Das festzustellen ist wichtig, weil uns scheinbar schlaue Köpfe immer noch vom Gegenteil überzeugen wollen. Dieser Prozess wird von klar bestimmbaren Akteuren vorangetrieben. Es sind die transnationalen Konzerne, die Militärapparate, die supranationalen Institutionen wie IWF, Weltbank oder die WTO und die jeweiligen Regierungen, die diesen Prozess moderieren und forcieren. Es ist deshalb ein Ammenmärchen, wenn die Finanzminister der sieben mächtigsten Staaten behaupteten, dass die Globalisierung nach Regeln funktioniere, "die sich weitgehend der politischen Kontrolle entziehen." "Die Politik" steht "der Weltwirtschaft" jedoch nicht hilflos gegenüber, wie uns auch VertreterInnen modernisierten rot-grünen Global Governance Diskurses glauben machen wollen. Ihre Vertreter behaupten, die Globalisierung würde die Steuerungskapazität der Nationalstaaten überfordern und deshalb zu einer Erosion nationalstaatlicher Problem- und Steuerungsfähigkeit führen. Das Gegenteil ist richtig: Noch nie wurde soviel reguliert wie heute - siehe die Grenz- und Kontrollregimes an den EU-Außengrenzen und Bahnhöfen, Regulierungen in der WTO zur Biodiversität, zu den Dienstleistungen und dem geistigen Eigentum u.v.a. Nicht der Verlust der Regulierungsfähigkeit ist das Problem, sondern die weitreichenden Regulierungen zugunsten einer neoliberalen Weltwirtschaft. Noch einmal zur Erinnerung: Es geht heute also um das "survival of the fittest"! (Dresdner Bank), aber auch um die Zurichtung der Köpfe und nicht, wie viele VertreterInnen der Zivilgesellschaft immer noch hoffen, um die Verwirklichung einer Weltzivilgesellschaft oder eines planetarischen Weltgesellschafts- und Weltbeglückungsvertrags. Zur ideologischen Hegemonie gehört aber auch die Akzeptanz der Behauptung in großen Teilen der Bevölkerung, dass es zur neoliberalen Globalisierung keine Alternative gibt. Das Denken in Interessen, in Macht- und Herrschaftsverhältnissen wurde nach dem Epochenbruch von 1989 für obsolet erklärt. Vor allem die Vertreter der lobbyistischen Nichtregierungsorganisationen versuchten "die Wirtschaft" davon zu überzeugen, dass es in ihrem eigenen "wohlverstandenen Interesse" läge, weltweit eine sozialere und ökologischere Politik zu machen. Tatort Globalisierung: Wo Macht ist, ist auch Widerstand, schreibt Foucault. Der Lobbyismus markierte nicht das Ende der Geschichte. Inspiriert u.a. durch den vielschichtigen Widerstand der Zapatistas im mexikanischen Bundesstaat Chiapas formierte sich ab 1994 eine neue Protestbewegung. Sie war Ausdruck der Suche nach neuen Protestformen und nach grundlegenden gesellschaftlichen Alternativen. Es bildeten sich Netzwerke, Plattformen und Organisationen - eine autonome internationale Bewegung, die in dem "Battle of Seattle", den Aktionen gegen die WTO 1999, ihren ersten Höhepunkt fand. In der Folgezeit sollte sich überall dort überraschend großer Protest formieren, wo die Herrschenden die Rituale ihrer Macht abfeiern wollten. Die bisher massivsten Proteste richteten sich gegen das G-8-Spektakel letztes Jahr in Genua. Auch nach den Anschlägen vom 11.9. ist bisher kein Rückgang der Mobilisierung festzustellen. Tatort Globalisierung: Die internationale Protestbewegung hat viele Facetten und wird sich auch in Zukunft nicht vereinheitlichen. Sie hat Räume auch für den radikal herrschaftskritischen und damit linken Teil dieser Bewegung geschaffen, zu dem sich auch die BUKO zählt. Tatort Globalisierung: Der BUKO versteht sich als Teil der internationalen Protestbewegung. Allerdings ist der BUKO nicht mehr der BUKO. Nach 25 Jahren seiner Existenz hat er seinen Namen gewechselt. Aus "Bundeskongress entwicklungspolitischer Aktionsgruppen" wurde die "Bundeskoordination Internationalismus". Damit ist der Bruch von 1989 auch im Namen vom BUKO angekommen. Ein linker Internationalismus kann heute nicht mehr auf den Begriff "entwicklungspolitisch" Bezug nehmen. Entwicklung klingt nach Hilfe. Irgendwer - es waren immer die anderen - sollte da "entwickelt" werden, nach unserem Vorbild. Es war dies ein zutiefst eurozentristisches Bild von Entwicklung. Dieser Begriff hat mittlerweile zu Recht einen schlechten Geschmack. Der neue Name verweist auf das, was die BUKO noch nicht ist, aber sein will. Ein Zusammenschluss, Netzwerk oder was auch immer von Gruppen und Menschen, die sich innerhalb des herrschaftskritischen Spektrums der internationalen Protestbewegung verorten und die BUKO als Möglichkeit nutzen, über die Ambivalenzen dieser Protestbewegung zu streiten. Und wir hoffen, dass aus den oben angeführten Gründen antimilitaristische, antirassistische und antifaschistische ebenso wie patriarchatskritische Gruppen stärker Teil dieses offenen Prozesses werden. Und selbstverständlich werden wir auch in Zukunft die Diskussion mit anderen Netzwerken und Plattformen suchen. Aus der BUKO 25-Vorbereitungsgruppe
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