Aus dem Aufruf:
Was wir planen
Auf dem Marktplatz oder einem anderen zentralen Platz des Ortes wollen wir zusammenkommen, ob jung oder alt, geboren im Osten oder Westen, in Syrien oder irgendwo anders auf der Welt. Bei Kaffee und Kuchen, Straßentheater und Ständen, Lesungen und Podien wollen wir zu einer Vielzahl von Themen in Austausch kommen, darunter: Rechte von Arbeiter*innen und Mieter*innen, Klimagerechtigkeit, Feminismus, Arbeitslosigkeit und Strukturwandel, Rechtsruck und Solidarität mit Geflüchteten. Der Bezug zur Region und Erfahrungen während und nach der DDR stehen dabei im Vordergrund.
In Buchhandlungen, Kunstvereinen und Musikschulen sollen zudem Veranstaltungen mit örtlichen Kulturschaffenden, ostdeutschen Künstler*innen und Schriftsteller*innen stattfinden. Auch von und für Jugendliche ist vieles dabei: von Graffiti-Workshops über Fridays for Future, Schule ohne Abschiebung, bis hin zur Stammtischkämpfer*innen-Ausbildung. Abends treffen wir uns für einen gemeinsamen Abschluss auf den Marktplätzen, wo Konzerte sowohl mit politischen Künstler*innen, örtlichen Musiker*innen, als auch mit bekannten Bands und DJ-Kollektiven stattfinden.
Warum tun wir das?
Nicht erst mit den anstehenden Landtagswahlen und der Gefahr schwarz-blauer Landesregierungen werden soziale und politische Rechte in Ostdeutschland offen angegriffen und ein Klima der Angst und des Hasses nach Unten geschürt. Auch sind Rassismus und soziale Spaltung nicht nur ein Problem des Ostens, doch Geflüchteten, Linken oder LGBTIQ* begegnet hier besonders häufig die offene Gewalt auf der Straße.
Wir treten der menschenverachtenden, rassistischen und autoritären Politik der AfD, die jeglicher emanzipatorischer gesellschaftlicher Veränderung im Wege steht, entschieden entgegen. Ebenso verurteilen wir den gesamtgesellschaftlichen Rassismus und richten unsere Kritik an all jene Parteien und Institution, die in den letzten 30 Jahren vor allem neoliberale Wirtschaftspolitik gestärkt und progressive gesellschaftliche Arbeit geschwächt haben. Eine solche politische Linie zeigt sich für uns u.a. im Blockieren von Jugendarbeit, in mangelnder Förderung kultureller Angebote und in der Kriminalisierung des Engagements gegen (extrem) rechte und ihre Strukturen. Diese Politik trägt eine Mitverantwortung für das Wiedererstarken der gesellschaftlichen Rechten auf der Straße, in zivilgesellschaftlichen Strukturen, sowie in zahlreichen staatlichen Institutionen. Diese Kritik betrifft insbesondere, aber nicht ausschließlich, die sächsische CDU.
Mit der Marktplatz- und Konzerttour senden wir ein Signal, dass wir uns den öffentlichen Raum nicht nehmen lassen. Wir wollen eine offene und solidarische Gesellschaft, in der:
– du deine Nachbar*innen unterstützt, wenn sie aus ihrer Wohnung geschmissen werden sollen
– niemand Angst haben muss, aufgrund von Aussehen oder Kleidung diskriminiert zu werden
– Menschen mit 40-Stunden-Woche am Ende des Monats keine Geldsorgen haben müssen
– Jugendliche keine Angst vor der Zukunft haben müssen und Rentner*innen in Würde leben können
Gemeinsam wollen wir emanzipatorische Gesellschaftsentwürfe erarbeiten und uns nicht nur an rechten Strukturen abarbeiten. Wir machen lokale soziale Problemlagen zum Thema und finden progressive Antworten darauf, z.B. in den Bereichen Jugendarbeit, Kunst und Kultur, Gestaltung und Belebung des öffentlichen Raums, Strukturwandel und Infrastruktur, solidarische Strukturen in der Nachbarschaft und für geflüchtete Menschen. Wir thematisieren die ungerechte Chancen- und Vermögensverteilung in unserer Gesellschaft, die auf maßloser kapitalistischer Ausbeutung von Menschen und Natur beruht. Wir sind überzeugt, dass es neue und gemeinschaftliche Formen des Wirtschaftens braucht, um die Umwelt zu retten und allen Menschen auf dieser Welt ein Leben in Würde zu ermöglichen.
2019 jährt sich zudem das Ende der DDR 1989 zum dreißigsten Mal. Aus diesem Anlass wollen wir einen Fokus auf die emanzipatorischen und progressiven Kräfte der DDR-Opposition legen. Wir unterstützen Initiativen und Gruppen, die die Nachwendezeit und den Treuhand-Komplex kritisch aufarbeiten wollen. Wir überlassen dieses Thema nicht der politischen Rechten, die versucht, ihn zu instrumentalisieren.
Wer wir sind
Wir sind ein Zusammenschluss von verschiedenen Organisationen und Einzelpersonen. Wir verstehen uns als zivilgesellschaftliche Linke von unten und machen keinen Wahlkampf für bestimmte Parteien. Als progressive Organisationen und Menschen leisten wir an vielen Orten in Sachsen, Thüringen und Brandenburg wichtige Arbeit für eine offene und solidarische Gesellschaft. Mit der Marktplatz- und Konzerttour wollen wir uns positive inhaltliche Schwerpunkte auf linke und emanzipatorische Gesellschaftsentwürfe erarbeiten. Dabei ist unser Ziel eine langfristige Vernetzung und Sichtbarkeit linker und solidarischer Strukturen zu stärken, besonders in Regionen in denen es einen rechten bzw. reaktionären Konsens zu geben scheint.
Mit wem wollen wir das tun?
Als Kooperationspartner*innen wollen wir solidarische und antirassistische Initiativen, Gewerkschaften, Sozialverbände, Frauen- und Jugendinitiativen, Migrant*innenselbstorganisationen, Kirchen und religiöse Gemeinschaften erreichen, sowie alle Menschen und Projekte, die von drohenden oder bereits eingetretenen Kürzungen und Angriffen betroffen sind. Wir wollen Runde Tische und Initiativen ansprechen, die sich solidarisch für soziale Belange einsetzen z.B. gegen Armut, hohe Mieten, Arbeitslosigkeit, Ausbeutung am Arbeitsplatz — vor allem in Pflege und Sozialer Arbeit. Wir wollen mit Menschen zusammenarbeiten, die sich gegen Diskriminierung, Einschränkung von Bürger*innenrechten, Kürzungen bei Bildungs- und Kultureinrichtungen einsetzen. Dazu gehören auch Initiativen, die sich gegen rechte Strukturen engagieren, Einrichtungen der Jugendarbeit sowie Initiativen für eine bessere Infrastruktur auf dem Land, die sich insbesondere für bessere medizinische Versorgung, gute Anbindung und den Ausbau von Verkehrs- und Internetnetze einsetzen.
Für eine solidarische und offene Gesellschaft!
Gegen Angst und Hass!
Wir stehen zusammen und entscheiden in welcher Gesellschaft wir leben möchten!