Solidaritätsaufruf zur Kampagne Free the Soil

19.-25 September 2019, Nordeutschland

Vom 19.-25. September 2019 veranstaltet die Kampagne Free the Soil ein Agrar- und Klimagerechtigkeitscamp, irgendwo in der Nähe von Brunsbüttel, dem Sitz von von Europas größten Kunstdüngemittelfabriken des Unternehmens YARA. Das Camp soll ein Ort der Begegnung sein, um Geschichten zu erzählen, Wissen und Ideen auszutauschen. Es soll Raum bieten, um Alternativen zur industriellen Landwirtschaft weiter zu denken sowie um Lebenskonzepte abseits der kapitalistischen Gesellschaftsform zu leben. Es soll Möglichkeiten zum kollektiven Träumen von einer besseren Welt und zur Verbindung von verschiedenen politischen Kämpfe schaffen. Die BUKO unterstützt die Solierklärung zur Kampagne Free the Soil.

Wir dokumentieren im Folgenden den

Solidaritätsaufruf

Das System der Agrarindustrie ist eines der größten Zerstörer des Klimas und des Planeten. Durch Rodungen und den Abbau von Kohlenstoff aus den Böden resultieren massive Treibhausgasemissionen.

Weltweit verlieren mehr und mehr Kleinbäuer*innen ihr Land an große Agrarkonzerne. Dies geschieht sowohl im Globalen Norden als auch, kolonialen Mustern folgend, im Globalen Süden. Das Land der Kleinbäuer*innen wird zusammengelegt, um auf riesigen Plantagen Monokulturen für den Weltmarkt anzulegen. Bei deren Produktion wird keine Rücksicht auf Natur, Biodiversität oder lokale Ernährungssicherheit genommen. Vielmehr ist diese Art der Nutzpflanzenproduktion ein großer Antreiber der Klimakrise. Eine essentielle Komponente in diesem System sind synthetische Düngemittel.

Dieses System bringt Bäuer*innen in eine schwierige Lage und verhindert die Umstellung zu einer nachhaltigen Landwirtschaft.
Wir, die Unterzeichnenden dieses Aufrufs, erklären uns solidarisch mit Kleinbäuer*innen und dem Kampf um Agrarökologie und Ernährungssouveränität und die damit verbundenen Kämpfe gegen jede Form der Unterdrückung. Deshalb distanzieren wir uns von Gruppen, die diskriminierende Ansichten oder Verhalten zum Ausdruck bringen.

Denn:

  • Wenn die Abhängigkeit von Erdgas durch das Haber-Bosch-Verfahren und die Bodenzerstörung mit eingerechnet werden, wird geschätzt, dass die Produktion und Nutzung von Kunstdüngern für bis zu 10 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist.
  • Die Nutzung von Kunstdüngern führt zu Wasser- und Luftverschmutzung und als Teil eines Systems großflächigen Ackerbaus zerstört es die biologische Vielfalt.
  • Die Nutzung von synthetischen Düngemitteln verringert den Anteil Biomasse im Boden, woraus große Kohlestoffemissionen und die Verminderung der Bodenfruchtbarkeit resultieren. Dadurch werden Kleinbäuer*innen immer mehr von Kunstdüngern abhängig gemacht.
  • Die Zerstörung, die durch die Kunstdüngerindustrie verursacht wird, ist vergleichbar mit der Verwüstung durch den Kohlebergbau, werden doch in beiden Branchen große Flächen fruchtbaren Landes der verheerenden Jagd nach seltenen Mineralen und dem Bedarf nach billigem Brennstoff geopfert.
  • Die Abhängigkeit von Erdgas ist Teil der Gründe für die starken politischen Verbindungen zwischen Brennstoff-Konzernen und Unternehmen der Agrarwirtschaft.
  • Über große Interessengruppen wie die GACSA („Global Alliance for Climate-Smart Agriculture“) schlägt YARA politische Reformen vor, mit der Absicht ihre Märkte zu expandieren.
  • Der Düngemittelkonzern YARA, teilweise in Besitz des norwegischen Staates, ist in der ganzen Welt aktiv und dominiert den Weltmarkt für Stickstoffdünger.
  • YARA ist der größte industrielle Einzelabnehmer von Erdgas in Europa.

Wir unterstützen das Agrar- und Klimagerechtigkeitscamp und die Massenaktion zivilen Ungehorsams von Free the Soil im September 2019, bei der YARAs Stickstoffproduktionsstätte in Brunsbüttel gestoppt werden soll, welche die zweitgrößte Produktionsstätte für Nitrogenkunstdünger in Europa ist und 0,5 % der weltweiten Produktion herstellt.

 

https://freethesoil.org/de/startseite/