Die EU galt lange als "Blackbox": Obwohl es Kritik und Widerstand gab und gibt gegen Migrationspolitik, ausbeuterische, neo-koloniale Wirtschaftspolitik im globalen Süden, Sicherheits- und Militärpolitik etc., blieb oft im Dunkeln, wie diese Politik entstanden sind, wer die Akteur_innen sind und welche Widersprüche zwischen Zentrum & Peripherie innerhalb der EU existieren.
So konnten auch die z.T. divergierenden Interessen der verschiedenen Fraktionen der politischen Eliten innerhalb der EU nicht verstanden werden. Heute, im Zuge der tiefen Krise, treten diese Widersprüche und die unterschiedlichen Interessen sichtbar auf. Die sozialen Konflikte, v.a. in den südeuropäischen Ländern, werden massiver, gleichzeitig erstarken soziale Bewegungen, wenn auch in den jeweiligen Ländern unterschiedlich. Die Auswirkungen der EU-Politik in den Ländern des globalen Südens sind dagegen derzeit weniger sichtbar.
Wir fragen im Seminar: Wie lässt sich also die Blackbox EU aufknacken und so Licht ins Dunkel der verschiedenen Ebenen der EU-Politik bringen? Was wäre die Grundlage für eine Vernetzung der verschiedenen Protestbewegungen innerhalb der fragmentierten EU? Wie können AktivistInnen hierzulande auf die Krisenproteste reagieren, angesichts dessen dass Deutschland die Krisenkosten recht erfolgreich auf die Länder des EU-Südens abladen kann? Darüberhinaus wollen wir einen Blick über die Grenzen Europas hinaus werfen.