Pressemitteilung von Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit, e.V., 16.01.2025
Die türkische Luftwaffe hat am gestrigen Mittwoch erneut eine Mahnwache ziviler Friedensaktivisten am Tişrîn-Staudamm in Nordsyrien bombardiert. Nach Angaben der Demokratisch Autonomen Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens (DAANES) kamen dabei drei Zivilisten ums Leben, darunter der Fahrer einer Ambulanz des Kurdischen Roten Halbmonds (Heyva Sor a Kurd). Zudem erlitten 19 weitere Menschen teils schwere Verletzungen.
Der Beschuss begann unmittelbar nachdem ein Friedenskonvoi den Staudamm erreicht hatte. Zusätzlich bombardierten Kampfflugzeuge der türkischen Luftwaffe die Umgebung des Staudamms und forderten weitere Opfer. Die Mahnwache gegen die kriegerische Aggression der Türkei und ihrer Stellvertretermiliz „Syrische Nationale Armee“ (SNA) ist seit einer Woche am Staudamm aktiv. Bereits am 8. Januar kam es zu einem türkischen Drohnenangriff auf einen Konvoi, der zum Staudamm gelangen wollte. Dabei kamen mindestens drei Menschen ums Leben, 15 weitere wurden verletzt.
Verurteilung als Kriegsverbrechen
Die Selbstverwaltung des Kantons Firat verurteilt die jüngsten türkischen Angriffe scharf und spricht von einer „schweren Verletzung des humanitären Völkerrechts und der Menschenrechte“. In einer Erklärung heißt es: „Wenn die Zivilbevölkerung und lebenswichtige Infrastruktur gezielt bombardiert werden, handelt es sich eindeutig um Kriegsverbrechen, die als solche benannt und verfolgt werden müssen.“ Die DAANES und andere zivilgesellschaftliche Organisationen fordern die internationale Gemeinschaft auf, Verantwortung zu übernehmen und dringend Maßnahmen zu ergreifen, um die ungerechtfertigte Gewalt der Türkei und ihrer Verbündeten gegen die Bevölkerung und die Regionen zu stoppen.
Bedeutung der Tişrîn-Talsperre und Ziel der Mahnwache
Der Tişrîn-Staudamm ist für die Region Nord- und Ostsyrien von strategischer Bedeutung. Er stellt nicht nur eine wichtige Wasser- und Energiequelle dar, sondern ist auch für den Verlauf möglicher weiterer Auseinandersetzungen zwischen der SNA und den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) von Belang. Sollten die turkeitreuen Milizen den Staudamm einnehmen, droht eine Offensive auf die symbolträchtige Stadt Kobanê.
In den Autonomiegebieten Nord- und Ostsyrien wächst zudem die Sorge vor einer humanitären Krise aufgrund der Angriffe auf den Tişrîn-Talsperre. Schwere Schäden infolge Bombardierungen der Türkei zwingen zu einer Stilllegung der Anlage und Öffnung der Grundablässe, warnt DAANES: „Wir stehen kurz vor einem Kollaps.“ Der Region drohe in diesem Fall eine „verheerende Überflutung“ und damit eine unvorstellbare humanitäre und ökologische Katastrophe, so die Selbstverwaltung.
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