Wessen Recht auf Stadt?

Zentrales Schlagwort derzeitiger Kämpfe gegen eine kapitalistische Zurichtung der Stadt ist die Parole "Recht auf Stadt". Gemeint ist die Aneignung eines uneingelösten Versprechens von Verstädterung, nämlich die Aneignung eines selbstbestimmten Alltagslebens. In seiner ursprünglichen Formulierung durch den französischen Marxisten Lefebvre war der Kampf gegen Diskriminierung und Ausgrenzung expliziter Bestandteil des "Rechts auf Stadt". Nichtsdestotrotz sind städtische soziale Bewegungen und die von Geflüchteten in der Praxis wenig miteinander verschränkt. Dabei geht es doch bei beiden Bewegungen um den Zugang zu den Zentren dieser urbanen Gesellschaft.

An gemeinsamen Themen mangelt es nicht: Die Debatte um den öffentlichen Raum wird oftmals rassistisch aufgeladen geführt. Auch gemeinsame Erfahrungen von Verdrängung mit unterschiedlichen Betroffenheiten, die durch die Durchkapitalisierung insbesondere der Innenstädte geschehen, wäre ein weiteres Thema. Lebensbedingungen des globalen Südens kehren in Form von Wanderarbeit in die Städte des Nordens zurück. Gleichzeitig spiegeln sich die Prozesse neoliberaler Urbanisierung in den Städten des globalen Südens und sind damit ein Hintergrund für Migration. Einfache Muster von Peripherie und Zentrum sind heute nicht mehr gültig.

Das Podium stellt sich die Frage, welche Potentiale es gibt, Kämpfe um Stadt und Bleiberecht zusammenzuführen. Warum passiert das bisher so wenig? Welche Gründe führen dazu, dass die Einforderung eines universellen Rechts auf Stadt dazu neigt, die am stärksten Marginalisierten nicht mitzudenken? Gibt es praktische Ansätze einer Zusammenarbeit, die über linke Allgemeinsätze und Lippenbekenntnisse hinausgehen?


Es diskutieren Alassane Dicko (Association Malienne des Expulsés) , Noa Ha (Decolonize the city) und ein Vertreter des Hamburger Recht auf Stadt Netzwerkes.


Das Podium findet im Hörsaal 3 des Unicampus' (Universitätsstr. 3) um 19.15 Uhr statt.