Post-koloniale Logiken in der deutschen Migrationspolitik

Die gegenwärtige Diskussion über die befürchteten wie erhofften Effekte der Einwanderung findet in Deutschland meist ohne eine Reflexion ihrer geschichtlichen Kontexte statt. Dabei sind Forderungen nach einer begrenzten und einträglichen Zuwanderung, die zudem die gesellschaftlichen Verhältnisse und kulturelle Hegemonie der deutschen „Leitkultur“ nicht gefährden sollen, nicht neu. Eine historische Aufarbeitung würde nicht nur unser geschichtliches Wissen erweitern. Durch die Verknüpfung mit aktuellen Problemstellungen wie dem Integrationsparadigma wäre es auch möglich, eine Perspektive zu gewinnen, in der genauer nach den Zusammenhängen zwischen rassistischer Arbeitsmigrationspolitik und innerer Kolonialisierung gefragt werden kann. Die dabei zu Tage tretenden kolonialen Konstruktionen und Analogien verweisen auf eine komplexe Gesellschaftsstruktur. Von Anfang an wirkten Arbeitsmigrations-politik und rassistische Diskriminierung als Form der inneren Kolonialisierung auf sozio-ökonomischen, kulturellen und politischen Ebenen zusammen.Von diesem Hintergrund stellt sich auch die Frage, inwieweit selektive Migrationskontrolle und die nationalpädagogische Fremdbestimmung von Muslimen und People of Color als Ausdruck kolonialer Kultur zu verstehen ist.

Referent: Kien Nghi Ha