Freitag, 21 Mai, 11:45 - 13:15 Uhr |
Auftakt Forum I:
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Klassische Lohnarbeit hat noch immer die dominierende Rolle im Kapitalismus inne, sei es in öffentliche Debatten, sei es in den Köpfen der Menschen. Über Arbeit und die damit verbundene Entlohnung wird integriert oder ausgeschlossen, Lebensverhältnisse werden kontrolliert und normiert, das Individuum bewertet. Kostenlose Reproduktionsarbeit wird trotz aller feministischen Forderungen nach Anerkennung noch immer als selbstverständlich angesehen. Arbeitslosigkeit wird als selbstverschuldet diffamiert, Lohnkosten sollen angesichts des internationalen Wettbewerbs gesenkt werden. Klassische gewerkschaftliche Interessenvertretung schwankt zwischen lauem Protest und verzweifelten Appellen, doch bitte noch zu Rate gezogen zu werden. Wer es dagegen schafft, sich zum „self-made man from another man’s work“ aufzuschwingen, sich also die Arbeit anderer effektiv anzueignen, hat das ‚Spiel’ um Konkurrenz und Effizienz gewonnen. In den 70er Jahren gründeten sich selbstverwaltete Betriebe und Kollektive, um der herrschenden Verhältnissen Alternativen entgegen zu setzen und theoretische Kritik als Alltagspraxis zu erproben. Doch spätestens in den 90er Jahren mutierten viele dieser vermeintlichen Alternativen zu gesteigerter (Selbst-) Ausbeutung bzw. normalen Klitschen mit Chef und Lohnkürzungen. Einige überlebten trotz aller Widrigkeiten, wenn auch meist äußerst prekär. Doch nach wie vor ist Kritik an Arbeits- bzw. Ausbeutungsverhältnissen und einem zu engem Begriff von Arbeit notwendig. Abseits von den gegenwärtigen Abwehrkämpfen weltweit müssen theoretische Aspekte reflektiert, aber auch konkrete Handlungsoptionen ausgelotet werden. Daher werden wir in diesem Strang eine Bestandsaufnahme machen: Welche Erfahrungen werden zur Zeit weltweit gemacht – vom klassischen Lohnarbeitskampf oder dem Kampf Illegalisierter, denen Arbeit bewusst verwehrt wird, zu alten und neuen Formen gewerkschaftlicher Organisation oder selbstorganisierter Vergesellschaftung in Kommunen und Kollektiven. Wie wird konkret versucht, die Kontrolle über die eigenen Lebensverhältnisse zurückzugewinnen? Und wie ist dies jeweils zu bewerten: Handelt es sich dabei wirklich um zukunftsweisende emanzipative Praktiken oder eben doch nur um „linke Nischen“ im Kapitalismus? Es geht also darum herauszufinden, wo – und wie – überall in dieser Welt dem neoliberalen Klassenkampf von oben alltäglich Praxis von unten entgegengesetzt wird, wo Margaret Thatchers TINA (There Is No Alternative)-Syndrom täglich widerlegt wird. |