AG im Rahmen des Forum III
Arbeit ja- Ausbeutung nein!
Wie arbeitende Kinder in Afrika, Asien und Lateinamerika um ihre sozialen und ökonomischen Rechte kämpfen
Weltweit arbeiten nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) ca. 350 Mio. Kinder. Seit den 80er Jahren verfügen diese Kinder in Lateinamerika, seit den 90ern auch in Afrika und Asien über eigene Organisationen und treten mit eigenen Vorstellungen und Forderungen an die Öffentlichkeit. Sie bestehen darauf, dass auch für Kinder soziale und ökonomische Rechte gelten. So wenden sie sich im Gegensatz zu gängigen Vorstellungen und zur Politik der ILO dagegen, Kindern die Arbeit zu verbieten, weil sie sich dadurch in die Illegalität gedrängt und kriminalisiert sehen. Sie fordern stattdessen bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen, die ihre Würde wahren, ihre Gesundheit nicht gefährden und ihnen Zeit zum Spielen und für die Schule lassen. Statt die Kinder aus der Arbeitswelt auszuschließen, verlangen sie von den Regierungen und internationalen Organisationen, die Armut und krasse soziale Ungleichheit in ihren Ländern und zwischen Nord und Süd zu bekämpfen.
Die Organisationen arbeitender Kinder verlangen bessere Bildungsmöglichkeiten und kostenlosen Zugang zur Schule ebenso wie zu Gesundheitsdiensten. Sie bestehen darauf, öffentliche Räume wie Straßen und Plätze nutzen zu können, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen und auf ihre Situation aufmerksam zu machen. In den Kinderrechten sehen sie nur leere Versprechungen, solange ihre Organisationen nicht anerkannt werden und sie keine Möglichkeit erhalten, in allen Angelegenheiten, die sie betreffen, mitzubestimmen.
In einigen Ländern des Südens werden die Organisationen als legitime Vertretung der arbeitenden Kinder anerkannt. In manchen Städten – wie in Dakar (Senegal), La Paz (Bolivien) oder Lima (Peru) – haben Stadtverwaltungen und Regierungen mit den Kinderorganisationen Vereinbarungen über bessere Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten, den Schutz vor polizeilichen Übergriffen oder kostenlose Krankenversorgung der arbeitenden Kinder getroffen. Ebenso gibt es vereinzelt Gewerkschaften, die die Organisationen der arbeitenden Kinder als Partner akzeptieren oder sie als Mitglieder aufnehmen.
In anderen Ländern werden die Organisationen der arbeitenden Kinder allerdings nicht gerne gesehen, ignoriert oder sogar als subversive Kräfte verdächtigt und diskriminiert. Dass Kinder politische Forderungen stellen, gilt als anrüchig und nicht kindgemäß. Demgegenüber verweisen die arbeitenden Kinder darauf, dass sie schon früh Verantwortung übernehmen und sich im Leben behaupten müssen und damit auch das Recht haben, im Leben mitreden zu können. Eine vom gesellschaftlichen Leben ausgegrenzte Kindheit, die dem Wohlwollen der Erwachsenen ausgeliefert ist, wollen diese Kinder nicht mehr.
Die Organisationen arbeitender Kinder verstehen sich als Teil der globalisierungskritischen Bewegungen und sind dabei, sich zu einer weltumspannenden Bewegung zu vernetzen. Aus diesem Grund führen sie mit Unterstützung von ProNats vom 18. April bis 2. Mai 2004 in Berlin ein Treffen durch, an dem Delegierte aus 23 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas teilnehmen. Es steht unter dem Motto: „Ja zur Arbeit – Nein zur Ausbeutung. Wir sind nicht das Problem, sondern Teil der Lösung!“ Auf dem Workshop wird über dieses Treffen berichtet werden.
ProNats setzt sich ein: Für die differenzierte Bewertung der Kinderarbeit vor dem jeweiligen sozialen und kulturellen Hintergrund der Kinder. Gegen pauschale Verbote und Sanktionen in Sachen Kinderarbeit. Für die Mitsprache der Kinder bei der Gestaltung ihrer Lebensbedingungen und Beschäftigungsalternativen, die ihnen zugute kommen. Gegen Ausbeutung, Ausgrenzung und Misshandlung arbeitender Kinder. Für die Anerkennung der Kinder als soziale Subjekte und für ein Hinterfragen der bürgerlichen Vorstellungen von Kindheit, die den Kontakt zur Arbeitswelt ausschließen. Gegen die Stigmatisierung der Kinder als Opfer.
ProNats – Initiativkreis gegen Ausbeutung und für die Stärkung arbeitender Kinder
(www.pronats.de; Mail schreiben)
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