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Pressemitteilungen vom BUKO25 in Frankfurt:
Samstag, 11.05.02
Gegenverkehr oder Fragen der Organisation
und Organisierung
Dritter Tag des Internationalismuskongress "Tatort Globalisierung"
Im Zentrum des dritten Kongresstag standen Arbeitsgruppen und Workshops,
Orte und offene Räume, die Gelegenheit boten für Auseinandersetzung
über Formen und Inhalte radikaler Kritik an bestehenden Macht- und
Herrschaftsverhältnissen. So nutzten abermals zahlreiche Besucher
und Besucherinnen aus unterschiedlichen Spektren die vielfältigen
Möglichkeiten zum Austausch und zur kontroversen Diskussion.
Dass Theorie und Praxis einander nicht ausschließen, zeigte die
spontane Aktivität der Arbeitsgruppe "Kaffeekrise": So
entschlossen sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen vor einer Niederlassung
des Kaffeegeschäftes Tchibo zu einer Protestkundgebung.
Mit dem US-amerikanischen Vorhaben, ganz Lateinamerika durch das Freihandelsabkommen
FTAA/ALCA den US-Wirtschaftsinteressen unterzuordnen, beschäftigte
sich eine andere Arbeitsgruppe. Abschließend erklärten sich
die Teilnehmer und Teilnehmerinnen solidarisch mit allen Formen des sozialen
Widerstands in Lateinamerika gegen diese Pläne.
Der Abbau demokratischer Rechte nach dem 11. September und die Verabschiedung
sogenannter Sicherheitspakete, war Gegenstand einer weiteren Arbeitsgruppe.
Kritisiert wurde vor allem die in diesen Gesetzen enthaltende Diskriminierung
von Flüchtlingen, Migranten und Migrantinnen.
Insgesamt fanden an diesem Tag rund 40 Arbeitsgruppen und Workshops statt.
Einen weiteren Schwerpunkt des Tages stellte die Frage der eigenen politischen
Organisation und /oder Organisierung dar. So auch der Titel der spannenden
Podiumsveranstaltung am Nachmittag. Dort diskutierten und reflektierten
Manuela Bojadzijev von kanak attak, Anja, eine Vertreterin der Antifaschistischen
Aktion Berlin, Werner Rätz von der Zeitschrift ila und zugleich Mitglied
bei attac und Josef Hierlmeier vom Arbeitsschwerpunkt Weltwirtschaft die
eigene konkrete Organisationspraxis. Moderiert wurde die Veranstaltung
von Thomas Seibert, Mitglied der Redaktion Fantomas.
"Allenthalben sei ein Aufbruch zur Gegenwehr zu verspüren."
Damit stelle sich aber auch die Frage nach der Organisierung des Protestes,
da soziale Bewegungen nicht zuletzt durch Spontanität, Vielfalt und
Diskontinuität .gekennzeichnet seien.
Ein genauerer Blick auf die sozialen Bewegungen zeige, dass sich in ihnen
die gesamte Bandbreite gesellschaftlicher Entwicklungen spiegele, sie
nicht vereinheitlicht werden können. Zahlreiche beschränken
sich darauf, Teilstrukturen der Gesellschaft verändern zu wollen
oder einzelne konkrete Forderungen zu stellen.
Zudem stünden nicht alle Gruppierungen unmittelbar für soziale
Emanzipation.
Die politisch und ideologische Verortung sozialer Bewegungen ist ständig
im Fluss. Sie haben Suchcharakter, leisten Teilbereichsarbeit. Scheinbar
antiquiert und dennoch aktuell ist somit die Frage der Organisation und
eigenen Organisierung, auch im Hinblick darauf, dass sich in sozialen
Bewegungen informelle Hierarchien herausbilden. Hierarchien, die reflektiert
und aufgebrochen werden müssen, wenn es um Aktionsformen geht, die
das Ziel verfolgen einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel herbeizuführen.
Am Abend fand die offizielle Mitgliederversammlung der Bundeskoordination
Internationalismus statt, zu der auch Nichtmitglieder eingeladen waren.
Die Versammlung wählte einen SprecherInnenrat, bestehend aus drei
Männern und drei Frauen, der die BUKO bis zum nächsten Kongress
nach außen repräsentieren wird.
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