Angesichts der weltweiten Krisenerscheinungen sind immer mehr Menschen davon überzeugt, dass das herkömmliche Wohlstandsmodell, das auf Wirtschaftswachstum basiert, keine Zukunft hat, und dass sowohl im globalen Norden als auch im Süden grundlegend mit der Produktions-, Konsumtions- sowie überhaupt mit der Lebensweise, die sich am Ideal des homo oeconomicus orientiert, gebrochen werden muss. In der politischen Rhetorik werden die Auswüchse des Wachstums zwar gegeißelt; der Verzicht auf ´Wachstum´ steht in der praktischen Politik jedoch nicht auf der Agenda.
Die Diskussion ist dabei alles andere als neu: Im globalen Süden wird seit längerem unter dem Begriff ,Postdevelopment' Kritik am westlichen Entwicklungsmodell geäußert, und unter dem Stichwort ,buen vivir' werden in den letzten Jahren Alternativen diskutiert, in deren Mittelpunkt Aspekte wie Lebensqualität und eine Ökologisierung aller Lebensbereiche stehen. Aber auch in der BUKO selbst war die (etwas ironisch so genannte) ,Abwicklung des Nordens' Mitte der 1990er Jahre ein stark diskutierter Begriff - angestoßen übrigens durch feministisch-internationalistische Konzepte. Im Vergleich dazu erscheinen die heute in der Öffentlichkeit diskutierten Postwachstumskonzepte eher halbherzig, während jedoch die praktischen Ansätze, die hinter den jüngsten Begriffen wie ,Klimasolidarität' oder ,commonsbasierte Peerproduktion' stehen, den Überlegungen von damals gerecht werden könnten.
In dem Seminar wollen wir uns im ersten Teil einen Überblick über all diese verschiedenen Debatten und Konzepte verschaffen und Beispiele der konkreten Praxis kennenlernen. Daran anschließend ist Zeit für gemeinsame Überlegungen, was wie überzeugend klingt. Im Mittelpunkt steht dabei, wie politische Veränderungen gedacht und gemacht werden können - und was dies für eine internationalistische bzw. transnationalistische Bewegung im Norden bedeuten könnte.
BUKO-Seminar "Lokal, glokal, utopistisch - Wirtschaften für die Welt von morgen", 13.-15. April 2012, Tagungshaus Wernsdorf bei Berlin, Anmeldung: mail@buko.info, Kosten: 20 Euro (wobei die Teilnahme am Geld nicht scheitern sollte).