Seit den Parlamentswahlen 2014, bei denen die Bharatiya Janata Party/BJP (Indische Volkspartei) an die Macht kam, hat die Regierung unter Premierminister Modi und die extremistische-hinduistische Kaderorganisation Rashtriya Swayamsevak Sangh/RSS (Nationaler Freiwilligenbund) die Errichtung einer Hindu-Rashtra (Hindu Nation) weiter vorangetrieben. Der RSS durchdringt heute die gesamte indische Gesellschaft und strebt nach Vorherrschaft der Hindus (supremacy). In den indischen Bundesstaaten, in denen die BJP die Regierung stellt, scheint der RSS die direkte Kontrolle über das Parlament übernommen zu haben. In den indischen Muslimen sehen die Hindu-Nationalisten den Hauptfeind – aber auch Dalits, Adivasis, religiöse Minderheiten wie die indischen Christen, kritische Oppositionelle und Menschenrechtsaktivist:innen und die arme Bevölkerung leben in einem ständigen Bedrohungszustand. Indien befindet sich inmitten der Corona-Pandemie nicht nur medizinisch in einem Ausnahmezustand.
Für die indischen sozialen Bewegungen und fortschrittliche zivilgesellschaftliche Organisationen wird es zukünftig nicht einfacher werden demokratische Werte zu verteidigen, weil die herrschende Klasse in extremen Situationen dazu neigt, autoritärer zu werden (Madhuresh Kumar von der National Alliance of People’s Movements).
Auf der anderen Seite haben seit der Wiederwahl der Indischen Volkspartei im Jahr 2019 die Proteste gegen die Regierung nicht aufgehört: gegen die Aufhebung des Sonderstatus von Kaschmir, den Citizenship Amendment Act, das National Register of Citizens, die Proteste der Bäuerinnen und Bauern gegen die im Sommer 2020 beschlossenen Landwirtschaftsgesetze und neue Arbeitsgesetze, gegen Gewalt an Frauen und Femizide, gegen die Blutbäder, die im Nordosten Delhis, in dem bevölkerungsreichsten Bundesstaat Uttar Pradesh und anderswo gegen Minderheiten-Communities angerichtet werden.
In der Veranstaltung wollen wir versuchen einige Fragestellungen zu ordnen, die sich im Zusammenhang mit dem autoritären Durchregieren des RSS-Zöglings Modi und dem ungezügelten neoliberalen Kapitalismus in Indien stellen. Auch wollen wir fragen, welche neuen Formen des Protests gegen die autoritäre Modernisierung der indischen Gesellschaft sich herausgebildet haben, und wer die Subjekte unserer Solidarität in Indien sind und wie neue Vernetzungen und Kooperationen gestaltet werden können?
Die thesenartige Einführung wichtiger Aspekte der autoritären Modernisierung unter der Ägide von RSS/BJP wird ergänzt durch Kurzvorträge
- zur Situation und dem Protest der indischen Dalits (Manuela Ott, Dalit Solidarität in Deutschland)
- zu den Hintergründen und der aktuellen Situation der sechzehn im sog Fall Bhima Koregaon inhaftierten Menschenrechtsaktivist:innen, Wissenschaftler:innen und Aktivist:innen (N. N., angefragt)
- zu Beobachtungen auf der Ebene konkreter Projektarbeit kleinerer NGOs (Detlef Stüber, Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt/ASW, eine Mitgliedsorganisation der BUKO).
Achtung! Neuer Termin:
27.04.2021
17:00 - 19:00
Anmeldung bitte an martin@buko.info mit Betreff "Anmeldung Indien".
Dann bekommt ihr den Link für die Teilnahme an der Veranstaltung zugeschickt. Dafür muss kein Programm heruntergeladen werden.
Die Veranstaltung findet mit Unterstützung der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung (NUE) sowie des Katholischen Fonds statt.