In den letzten Monaten haben wir viel Aggression und manchmal sogar Gewalt von Rechtsradikalen gegen Unterkünfte für Flüchtlinge gesehen und wir haben auch gesehen, dass viele Linke und MenschenrechtsaktivistInnen und viele andere Teile der Zivilgesellschaft aktiv waren, um Unterkünfte für Flüchtlinge zu verteidigen und ihre Solidarität mit Flüchtlingen auszudrücken.
Wenn Flüchtlinge in Sammelunterkünften leben müssen, sind sie immer Gewalt ausgesetzt. Denn das bedeutet eine Trennung von anderen Teilen der Gesellschaft und macht Flüchtlinge verwundbar.
Dies ist einer der Gründe, warum wir und viele andere FlüchtlingsaktivistInnen seit vielen Jahren sagen: Kein Lager ! Wir wollen wie alle anderen in Wohnungen leben!
Wir betrachten die Unterbringung in Lagern, als eine Verletzung unserer Rechte, weil wir so nicht entscheiden können, wo und wie wir leben. Die Behörden bringen uns in Gebäuden in den Randbezirken der Städte unter und diese Ausgrenzung bringt viele Menschen dazu zu glauben, dass mit Flüchtlingen etwas falsch ist oder etwas von ihnen zu befürchten ist. Trotzdem planen die Behörden im ganzen Land neue Lager und das lässt die Spannungen weiter wachsen.
Dieser Druck und die Gewalt von außen hat auch Konsequenzen für die Situation im Lager: Sie führt nicht nur zu Krankheiten, zu Depressionen und Stress, sondern auch zu physischer und psychischer Gewalt unter den EinwohnerInnen. Frauen und Kinder leiden darunter am meisten.
Dies ist einer der Gründe, warum wir sagen: Kein Lager für Frauen!
In Sammelunterkünften gibt es keine Privatsphäre, keinen geschützten Raum. Die Zimmer sind von mehreren Personen belegt, Küchen und Sanitärräume müssen mit vielen BewohnerInnen geteilt werden. Oft sind lange Flure in anstaltsähnlichen Unterkünften (z. B. ehemaligen Kasernen) zu durchqueren, um die Dinge zu tun, die andere Frauen alltäglich in ihren privaten "vier Wänden" verrichten. Das erhöht die Gefahr, Opfer von Übergriffen und Gewalt zu werden und der Alltag wird von Ängsten bestimmt.
Deshalb fordern wir von allen EntscheidungsträgerInnen: Machen Sie es möglich, dass Flüchtlingsfrauen Wohnungen bekommen!
Wir fordern von der Bundesregierung: Beenden Sie ihre rückwärtsgewandte Abschreckungspolitik der 90er-Jahre, die das Ziel hat, Flüchtlinge von der Einreise nach Deutschland abzuhalten oder sie zum Zurückkehren zu zwingen. Schaffen Sie das Bundesgesetz zur Unterbringung von Flüchtlingen ab!
Wir fordern von den Landesregierungen: Erlassen Sie landesweite Regelungen, die die Landkreise und Bezirke anweisen, Flüchtlinge in Wohnungen unterzubringen - vor allem die Frauen und Kinder!
Wir fordern von den lokalen Behörden: Integrieren Sie Flüchtlinge in Ihre Landkreise und Bezirke, indem Sie ihnen die Möglichkeit geben, in Wohnungen - wo immer sie wollen - zu leben!
Wir appellieren an alle Frauenorganisationen und feministischen Organisationen, die Aktionen am 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen, planen: Bezieht die Bedürfnisse von Flüchtlingsfrauen mit ein und setzt unsere Forderungen mit auf die Tagesordnung!
Wir appellieren an alle antirassistischen und Menschenrechtsorganisationen: Unterstützt uns und unsere Forderungen und plant eine Aktion am 25. 11., dem internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen, oder schließt euch einer Aktion am 25. November an!
Mehr Infos: http://women-in-exile.net/