Am inhaltlichen Rahmen der Konferenz soll sich nichts ändern. Sowohl die Inhalte bleiben gleich, als auch die technischen Aspekte, wie bspw. Übersetzungen, werden wie geplant stattfinden. Aber durch den kurzfristig erzwungenen Umzug in andere Räumlichkeiten wird sicher nicht alles völlig reibungslos verlaufen. Mehr Infos dazu auf der Website der Veranstalter*innen.
Wir dokumentieren hier den Soliaufruf gegen die Verhinderung der Konferenz:
Die Autonomie der Hochschule verteidigen!
Aufruf zur Unterstützung der Konferenz „We want our World back!“
Beispielloser Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit: Die Verwaltung der Universität Hamburg hat
angekündigt, der am Osterwochenende im Audimax stattfindenden Konferenz „We want our World
back“ aus politischen Gründen kurzfristig die Räume entziehen zu wollen.
Universitätspräsident Dr. Hauke Heekeren hat sein Amt erst letztes Jahr angetreten – möchte er
seine Amtszeit wirklich in den Dienst politischer Zensur stellen? Das werden wir als Vertretung von
über 40.000 Studierenden nicht akzeptieren!
Die Konferenz, zu der sich über 1.300 Menschen und weltberühmte Wissenschaftler wie John
Holloway und Rednerinnen wie María de Jesús Patricio Martínez angekündigt haben, ist Teil der
Reihe „Die kapitalistische Moderne herausfordern“. Bereits seit Jahren findet sie an der Universität
Hamburg statt, zuletzt im Jahr 2017. Organisiert wird die Konferenz vom AStA der Universität
Hamburg mit dem Network for an Alternative Quest. Die Teilnehmenden aus Wissenschaft,
sozialen Bewegungen und der Hamburger Studierendenschaft diskutieren in Workshops und bei
Podiumsveranstaltungen gemeinsam über drängende Fragen unserer Zeit wie die Klimakrise,
Alternativen zum Kapitalismus oder patriarchale Gewalt. Um internationale Beteiligung zu
ermöglichen, werden die Veranstaltungen der Konferenz simultan übersetzt in Englisch, Kurdisch,
Deutsch, Türkisch, Italienisch, Spanisch und Arabisch: Die Verbindung von Wissenschaft und
Zivilgesellschaft sowie der internationale Charakter sind in dieser Form einzigartig.
Unipräsident Hauke Heekeren scheint diesem Pluralismus keinen Wert beizumessen. Am 28. März
hat seine Universitätsverwaltung die Nutzung der bereits lange im Voraus genehmigten Räume
untersagt. Als Begründung wird eine Nachricht des „Verfassungsschutz“ angeführt, die der
Konferenz „Extremismus“ attestiert. Während es in Hamburg bis heute keinen
Untersuchungsausschuss zu den Verstrickungen zwischen dem „Verfassungsschutz“ und dem
NSU gibt, maßt sich der gleiche Geheimdienst an, kritische Diskussionsveranstaltungen in eine
terroristische Ecke zu rücken. Es ist ein Skandal ohnegleichen, dass die Universitätsverwaltung
nicht die Souveränität der Universität verteidigt, sondern den Inlandsgeheimdienst entscheiden
lässt, wer wissenschaftlicher Arbeit nachgehen darf und wer nicht. Wir sind entsetzt über diesen
Angriff auf die Organe der studentischen Selbstverwaltung, die Autonomie der Wissenschaft und
die Meinungsfreiheit im Allgemeinen. Der neue Unipräsident Heekeren täuscht sich, wenn er
denkt, er könne folgenlos den wissenschaftlichen Diskurs an der Universität einschränken.In seinem jüngsten Bericht warnt der Weltklimarat: „Die Zeitbombe tickt“. Das im Pariser
Klimaabkommen festgelegte Ziel, die Erderwärmung auf unter 1,5 Grad zu begrenzen, droht
vermutlich schon in wenigen Jahren verfehlt zu werden. Als eine der Hauptursachen für die
Klimakrise macht der Weltklimarat den fossilen Kapitalismus aus. Die Universität Hamburg
verhindert nun eine der größten internationalen Konferenzen zum Thema in ihren Räumen –
ausgerechnet jene Universität, die sich sonst gerne mit ihrem Exzellenzcluster „Climate, Climatic
Change, and Society“ rühmt. Besonders bitter ist, dass an der geplanten Konferenz auch
kurdische Redner*innen beteiligt sind, die zum Beispiel in der Türkei enormen Repressalien
ausgesetzt sind. Von Recep Tayyip Erdoǧan sind wir gewohnt, dass er politische Gegner als
„Terroristen“ diffamiert. Von Unipräsident Heekeren hatten wir dagegen ein klares Bekenntnis zur
Meinungsfreiheit erwartet.
Um eine einvernehmliche Lösung zu finden, haben wir uns in den letzten Tagen mit zahlreichen
Gesprächsangeboten an die Universitätsverwaltung gewandt, die abgelehnt bzw. ignoriert wurden.
Dieses skandalöse Vorgehen hat als Präzedenzfall eine enorme Tragweite: Nicht weniger als die
Freiheit der Wissenschaft ist in Gefahr. Können in Zukunft überhaupt noch kritische
Veranstaltungen an der Universität Hamburg durchgeführt werden? Oder ist nur noch Forschung
und Lehre erwünscht, die den gesellschaftlichen Status Quo akzeptiert? Wir werden nicht
hinnehmen, dass Geheimdienste diktieren können, welchen Inhalt wissenschaftliche Tagungen
haben dürfen. Es liegt an uns allen, die akademische Freiheit zu verteidigen.
Wir fordern die Universitätsleitung eindringlich dazu auf, der Konferenz die Räume zur Verfügung
zu stellen, die bereits vor langer Zeit zugesagt wurden. Diesen beispiellosen Angriff auf die
Wissenschaftsfreiheit können wir nicht unbeantwortet lassen.
Wir wollen unsere Welt zurück! Und mit ihr unsere Uni!
AStA Universität Hamburg | Network for an Alternative Quest
Wenn ihr die Forderungen unterstützt, schreibt an:
SozialeBewegung@asta.uni-hamburg.de